Die neue Ausgabe, die Ende November 2017 erschien, bietet einen Ausblick auf die bevorstehenden Olympischen Winterspiele in PyeongChang. Angesichts der angespannten Beziehungen von Nord- und Südkorea, zusätzlich angeheizt durch das Muskelspiel des US-Präsidenten, kann heute noch niemand mit Gewissheit sagen, ob diese Spiele friedlich über die Bühne gehen werden.
Die Hoffnung, dass sich letztlich die Vernunft durchsetzen wird, basiert jedoch auf den Erfahrungen von Seoul 1988. Immerhin konnten diese Spiele nach zwei Boykotts störungsfrei stattfinden, obwohl die Vorgeschichte ähnlich kompliziert war als diesmal. Der heutige Doyen des IOC, Richard W. Pound, schilderte in seinem 1994 erschienenen Buch Five rings over Korea das zähe Ringen der beiden koreanischen NOC um die gemeinsame Austragung der Spiele. Warum das Projekt scheiterte, ist aus seinem elften Kapitel zu erfahren, dessen Nachdruck der Autor freundlicherweise gestattete.
Eine selbständige koreanische Mannschaft mit drei Eisschnellläufern nahm erstmals an 1948 in St. Moritz teil. Doch auch Sohn Kee Chung und Nam Sung Yong, die 1936 Gold und Bronze im Marathonlauf gewannen, waren Koreaner, die allerdings unter japanischer Flagge starten mussten. Wie wichtig dieser Fakt für die koreanische Identität ist, wurde nachdrücklich deutlich, als Sohn vier Jahrzehnte später von der Existenz eines antiken Helmes erfuhr, den ein griechischer Verleger jedoch nicht nur für ihn, wie er glaubte, sondern für alle Marathonsieger gestiftet hatte. Volker Kluge schildert das zähe Ringen um diese Reliquie in seinem Artikel „The fight for the warrior’s helmet”.
Am 24. Oktober 2017 wurde in Olympia das Olympische Feuer entzündet. Eine Tradition, die bei Winterspielen erst mit Innsbruck 1964 begann. Da es damals keinen Fackellauf gab, brauchte man auch nur eine einzige Fackel, um die Flammenschale am Bergisel-Stadion zu entfachen. Wie der österreichische Historiker Gerhard Siegl herausfand, wurden aber weitere Exemplare angefertigt, zu denen später noch einige Repliken kamen, die unter Sammlern bis heute Verwirrung stiften. Mehr dazu in dem Artikel „The 1964 Innsbruck torch: a rare piece of Olympic memorabilia“:
Unter der Überschrift „A tragic story and a wonderful reconciliation“ erzählt der bekannte Fernsehpublizist Michael Dittrich die Geschichte des Fechters Matthias Behr. Dem Tauberbischofsheimer brach bei den Weltmeisterschaften von 1982 die Florettklinge, was zum Tod des sowjetischen Olympiasiegers Vladimir Smirnow führte. Jahrelang hatte sich Behr erfolglos um einen Kontakt zu Smirnows Witwe bemüht. Nach 35 Jahren gelang endlich die Versöhnung.
Was ist sonst noch erwarten? Jan Luitzen erzählt die Geschichte des niederländischen Boxers Regilio Tuur, dem 1988 in Seoul eine Sensation gelang, als er den amerikanischen Gold-Favoriten Kelcie Banks bereits in der 1. Runde k.o. schlug. James Goddard schrieb über den US-Dressurreiter von 1932, Hiram E. Tuttle, der mehr war als nur „an American Horseman“. Von ISOH-Vizepräsident Christian Wacker stammt die „The Bolonachi Story“. Darin geht es um einen besonderen Rekordhalter, der 53 Jahre dem IOC angehörte – davon 22 Jahre für Ägypten und 31 für Griechenland. Und schließlich noch Myles Garcia. Er erforscht seit längerem das Thema „olympische Flammenschalen“. Diesmal hat er sich jene der Spiele von Rio 2016 vorgeknöpft.
Die Ausgabe wird abgerundet durch News aus der Olympischen Bewegungen, der 25. Fortsetzung der Biographien aller IOC-Mitglieder und Rezensionen. Eine Reihe olympischer Medaillengewinner wird mit Nachrufen gedacht.