Die Ausgabe 2/2018 des Journal of Olympic History erinnert an die Olympischen Spiele von 1968 in Mexiko City. Und da das diesjährige ISOH-Meeting im Mai in Lausanne stattfand, ergab sich eine gute Gelegenheit, im Olympischen Museum die von ISOH-Generalsekretär Markus Osterwalder kuratierte Ausstellung OLYMPIC LANGUAGE zu besuchen. Sie ist sehenswert, und es war eine gute Idee, das mexikanische Design ins Zentrum zu stellen.
Wer an diese Spiele denkt, kommt an der „Black-Power“-Demonstration nicht vorbei. Zugegeben, es war ein Verstoß gegen die Olympische Charta. Doch mit ihrem stillen Protest stießen die drei Medaillengewinner im 200-Meter-Lauf eine damals nicht gekannte Menschenrechtsdiskussion an, die auch für Olympische Bewegung eher von Nutzen als von Schaden war.
Wie einer der drei Rebellen die Ereignisse ein halbes Jahrhundert später sieht, erfährt man in dieser Ausgabe aus dem Interview, das David Davis mit US-Sprinter John Carlos sieht, der damals die Bronzemedaille errang. Um es vorwegzunehmen: Es bereut nichts.
Wenn von Mexico und „Black Power“ die Rede ist, kommt man zwangsläufig auch auf den einstigen IOC-Präsidenten Avery Brundage zu sprechen, den Anthony J. Wall im folgenden Artikel kritisch als „Montecito’s Forgotten King“ beschreibt.
Zwei Artikel sind berühmten Schweden gewidmet. Ulf Lagerström hat die Biographie des phänomenalen Eric Lemming aufgeschrieben. Ein Multitalent, das viermal an Olympischen Spielen teilnahm, dessen überragende Stärke aber das Speerwerfen war, das er sowohl 1906 als auch 1908 und 1912 gewinnen konnte.
Der andere ist der Eiskunstläufer Gillis Grafström, der mit drei Olympiasiegen und einer olympischen Silbermedaille bis heute unerreicht ist. Unter den Eisläufern war er der Künstler, dessen eigenwilliger Stil von seinen Zeitgenossen oftmals nicht verstanden wurde. Sein 125. Geburtstag war einem deutschen Olympiasieger, dem ehemaligen Geher Peter Frenkel, Anlass genug, eine Gedenkveranstaltung in Potsdam zu organisieren, wo Grafström, der nur 44 Jahre alt wurde, auch begraben liegt. Volker Kluge hielt in der Bornstedter Kirche die Gedenkrede, die nun im Journal nachzulesen ist.
Das Sportimonium ist die Schatzkammer der belgischen Sportgeschichte, an deren Entstehung ISOH Lifetime Award-Gewinner Roland Renson einen großen Anteil hat. Diesmal blättert er im Nachlass von Fernand de Montigny, der als Olympiamedaillengewinner im Fechten und Hockey nicht nur ein universaler Athlet war, sondern auch ein erfolgreicher Architekt. Ihm ist der Entwurf des Olympiastadions von 1920 in seiner Heimatstadt Antwerpen zu verdanken.
Achtzig Jahre nach der Premiere des Olympiafilms von Berlin 1936 und 15 Jahre nach ihrem Tod kam die legendäre deutsche Regisseurin Leni Riefenstahl wieder einmal in die Schlagzeilen. Der aktuelle Grund: die Übergabe ihres künstlerischen Nachlasses an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Doch nicht überall auf den 700 Kisten, auf denen Riefenstahl drauf steht, ist auch Riefenstahl drin. Bewiesen wird das am Beispiel des Olympiafilm-Prologs, dessen wahre Entstehungsgeschichte der Herausgeber des Journals erforscht hat.
Wie Sammler die olympische Geschichte bereichern können, zeigt ISOH-Mitglied Dr. Christian Kunz. Er entdeckte eine Reihe Postkarten, mit denen sich belegen lässt, wie vor 100 Jahren Kriegsgefangene und Internierte „Olympische Spiele“ hinter Stacheldrahtzäunen organisierten.
Das neue Heft enthält außerdem Fortsetzung Nr. 27 der Serie der Biographien der IOC-Mitglieder, Nachrufe für Olympiamedaillengewinner, Rezensionen und eine Fülle weiter olympischer Informationen.
Journal of Olympic History, The Official Publication of the International Society of Olympic Historians, 80 Seiten, Preis 10,00 USD, www.isoh.org