Der 29. Jahrgang des Journal of Olympic History beginnt mit einer Titelgeschichte, die dem Olympischen Gründungskongress von Paris vor 125 Jahren gewidmet ist. Am 23. Juni 1894, der heute als „Olympic Day“ begangen wird, beschlossen Delegierte aus neun Ländern die Wiedererweckung der Olympischen Spiele nach einer Pause von über 1500 Jahren, jedoch in einem modernen Gewand und mit internationaler Beteiligung.
Zur Leitung der Spiele wurde ein internationales Komitee eingesetzt, das heutige IOC, das an diesem Tage aus Anlass seines Jubiläums in Lausanne ein neues Olympic House eröffnen wird.
Am Beginn dieser einzigartigen Entwicklung stand ein einziger Mann: Pierre de Coubertin, der sich und seine wenigen Mitstreiter als Rebellen ansah und der selbst als Visionär in die Geschichte einging. Mit zwei Beiträgen wird ihm die verdiente Reverenz erwiesen.
Obwohl ein historisches und gesellschaftlich bedeutsames Ereignis, gibt es vom Gründungskongress an der Sorbonne kein einziges Foto – vielleicht wurde auch noch keines entdeckt. Von laufenden Bildern ganz zu schweigen, denn die ersten Filme waren erst ein Jahr danach in Paris und Berlin zu sehen. Das erklärt auch, weshalb von den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen keinerlei Filmaufnahmen existieren.
Die Geschichte des Olympiafilms begann erst 1906 bei den 2. Internationalen Olympischen Spielen in Athen, den sogenannten Zwischenspielen. Wer sich dafür interessiert, kommt in dieser Ausgabe voll auf seine Kosten. ISOH-Präsident David Wallechinsky behandelt darin die Periode von 1906 bis zu Leni Riefenstahls „Doku-Drama“ von 1936. Die Fortsetzungen bis in die Neuzeit werden folgen.
Was die Gründungsväter nicht schafften, gelang Hollywood. „It Happened In Athens“ hieß ein Spielfilm über den ersten olympischen Marathonlauf, der von dem legendären Griechen Spyridon Louis gewonnen wurde. Jayne Mansfield spielte die weibliche Rolle, als Trainer sieht man den zweifachen Zehnkampf-Olympiasieger Bob Mathias. Die Entstehungsgeschichte erzählt der Amerikaner Myles A. Garcia.
Kein Remake stellt das Abzeichen von 1896 dar, dass die griechischen Olympiateilnehmer am Revers trugen und das der griechische Sammler Ioannis Thomakos vom Enkel eines anderen Marathonläufers namens Charilaos Vasilakos erhielt, der hinter Louis Platz zwei belegt hatte. Der fotografische Beweis für das weltweit erste Abzeichen eines Nationalen Olympischen Komitees wird gleich mitgeliefert.
Eng verknüpft mit der IOC-Jubiläumsveranstaltung ist die Vergabe der Olympischen Winterspiele von 2026, um die sich die Italiener mit dem Verbund Mailand/Cortina d’Ampezzo und die Schweden mit Stockholm/Åre bewerben. Das war Anlass genug, sich mit der oftmals schwierigen Geschichte der Olympiabewerbungen und der vollmundigen These zu beschäftigen, dass „heutzutage“ niemand mehr (jedenfalls keine demokratischen Staaten) Olympische Spiele austragen wollen.
Abgerundet wird das neue Journal mit Nachrufen auf verstorbene Olympiamedaillengewinner, mit Neuigkeiten vom olympischen Buchmarkt sowie Beiträgen über die IAAF Heritage Legends Night in Monte Carlo, bei der erstmals zwölf verstorbene Leichtathletik-Legenden in den „Olymp“ aufgenommen wurden, und die Spanische Olympische Akademie, der aus Anlass ihres 50-jährigen Bestehens der Titel „Royal“ verliehen wurde. Die biographische Serie aller IOC-Mitglieder ist bei Fortsetzung 29 angekommen.
Das Journal of Olympic History ist die Offizielle Publikation der
International Society of Olympic Historians (ISOH), die in 206 Länder vertrieben wird.