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Journal of Olympic History Nr. 3/2020

Auch die letzte Ausgabe des 29. Jahrgangs der ISOH-Zeitschrift musste unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie produziert werden. Doch sie erscheint planmäßig mit einer inhaltlichen Mischung, die möglichst vielen Interessen entsprechen soll.

IOC-Doyen Richard W. Pound beginnt in dieser Edition eine Artikelserie über die Geschichte des olympischen Fernsehens – diesmal von den Anfängen bis zu den Spielen von Rom 1960, die erstmals weltweit übertragen wurden. In Folge 2 wird dann Tokio 1964 eine bedeutende Rolle spielen. Damals waren erstmals interkontinentale Übertragungen via Satellit möglich.

Im Mittelpunkt dieser Ausgabe steht erneut der 60. Jahrestag der Spiele von Rom 1960. Pasquale Polo und Elmer Sterken widmen sich diesmal den sportlichen Ergebnissen sowie dem Kräftemessen der Supermächte USA und Sowjetunion unter den Bedingungen des Kalten Krieges.

Eine besondere Geschichte war damals das Duell im 100-m-Freistilschwimmen zwischen John Devitt und Herausforderer Lance Larson, die Ian Jobling aufgeschrieben hat. Während der elektronische Zeitmesser den US-Amerikaner als Sieger ermittelte, sahen die Zielrichter den Australier vorn. Und diese – umstritten oder nicht – hatten das letzte Wort.

Keine Zweifel gab es hingegen am Sieg des griechischen Kronprinzen Konstantin im Drachen-Segeln, das in der Bucht von Neapel ausgetragen wurde. Philip Barker erinnert an den späteren König der Hellenen und das heutige IOC-Ehrenmitglied.

Kämpfen musste auch Lee Calhoun – und nicht nur mit hohen Hürden, sondern auch mit den Funktionären. Als der Afroamerikaner nach seinem Olympiasieg von 1956 sich darauf einließ, während einer TV-Show zu heiraten, wurde Calhoun wegen Verletzung der Amateurregeln suspendiert, weil die Braut Geschenke angenommen hatte. Am Ende der „Affäre“ stand 1960 aber das zweite Olympia-Gold. Der Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit von drei Autoren, darunter Calhouns Enkelin, Tiara Cash.

Pionierarbeit leistet erneut San Charles Haddad, um die Hintergründe eines „Ur-Konflikts“ zu erforschen. Diesmal ist sein Thema, welche Rolle in Palästina die Nazi-Partei, der YMCA von Jerusalem und speziell Attalah Alexander Kidess in Zusammenhang mit den Spielen von Berlin 1936 spielten.

Von Christian Wacker ist zu erfahren, dass das IOC sich erstmals 1911 in Dresden bei der Internationalen Hygiene-Ausstellung präsentierte. Dass die sportlichen Wettkämpfe von den Organisatoren großspurig als „Olympische Spiele“ bezeichnet wurden, akzeptierte man damals widerspruchslos.

Der November, in dem diese Ausgabe erscheint, gilt in vielen Ländern als „Stiller Monat“, in dem man der Kriegstoten gedenkt. Volker Kluge nahm das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren zum Anlass, an die mindestens 480 Olympiateilnehmer zu erinnern, die darin umkamen. Doch das Andenken kommt nicht ohne Nachdenken aus, denn nicht alle waren Opfer. Manche waren auch Täter.

P.S. Wegen der Einschränkungen im internationalen Postverkehr wurde erneut das Journal allen Interessenten ohne Einschränkungen auf der ISOH-Website zugängig gemacht.
Zuletzt bearbeitet 17.11.2020 10:29 Uhr